Donnerstag, 4. März 2010

Allianz

Die Allianz SE ist der nach Umsatz und Marktkapitalisierung weltgrößte[1] Versicherungskonzern und einer der größten mit Sitz in München. Das Unternehmen ist im DAX an der Frankfurter Wertpapierbörse gelistet. Es wies im Jahr 2008 bei einem Gesamterlös von 92,548 Milliarden Euro einen Jahresfehlbetrag von −2,444 Milliarden Euro (Vorjahr: Jahresüberschuss 7,966 Milliarden Euro) aus.[2] Im Jahr 2009 wurde allerdings mit +2,4 Milliarden Euro Bilanzgewinn bei 97,4 Milliarden Euro Umsatz wieder die Gewinnzone erreicht.[3]

Die Holding und ihre Tochtergesellschaften treten weltweit unter dem Namen Allianz Group auf. Vorstandsvorsitzender ist seit April 2003 Michael Diekmann.

Geschäftstätigkeit

Die Allianzgruppe ist hauptsächlich im Versicherungsgeschäft tätig. So trug das Segment Schaden- und Unfallversicherung 2007 44,2 Milliarden Euro Bruttobeiträge ein. Das Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen führte im selben Zeitraum zu Beitragseinnahmen von 49,3 Milliarden Euro.

Nachdem zu Anfang 2009 die Dresdner Bank an die Commerzbank verkauft wurde, konzentriert sich der Bankbereich in Deutschland auf die Oldenburgische Landesbank (OLB). Die bisherigen Allianzkunden der Dresdner sollen im April 2009 in die neu gegründete Allianzbank als Tochter der OLB überführt werden. Weitere größere Bankaktivitäten gibt es in Italien und Frankreich.

Der kleinste Geschäftsbereich ist das sogenannte Asset Management, das unter Allianz Global Investors firmiert. Allianz Global Investors umfasst verschiedene Asset Manager, insbesondere Pimco (Anleihen) und RCM (Aktien). Dabei verwaltet der Allianzkonzern Vermögenswerte für Privatpersonen und institutionelle Anleger wie Pensions- und Investmentfonds sowie die eigenen Tochtergesellschaften im Versicherungsbereich. Dieses Geschäft brachte 2007 Erträge in Höhe von 3,2 Milliarden Euro.[4]

Geschichte

1890 nahm die ein Jahr zuvor in München von Carl von Thieme und Wilhelm von Finck gegründete Allianz Versicherungs-AG in Berlin ihre Geschäftstätigkeit auf. Die Gesellschaft wurde in der Anfangszeit maßgeblich durch das Bankhaus Merck Finck & Co, die Dresdner Bank AG sowie der von Thieme und Finck zuvor gegründeten Münchener Rückversicherung finanziert. 1893 wurde in London die erste Auslandsfiliale eröffnet, 1895 wurden die Aktien des Unternehmens erstmals an der Berliner Börse gehandelt.

1906 bestand die Allianz ihre erste Belastungsprobe, als sie einen nicht unerheblichen Teil der Entschädigungen nach dem verheerenden Erdbeben in San Francisco zu leisten hatte. Als im April 1912 die Titanic sank, musste die Allianz ebenfalls hohe Entschädigungszahlungen leisten.

1922 wurde die Tochtergesellschaft Allianz Lebensversicherungs-AG gegründet. Während der in den 20er Jahren durch Deutschland rollenden Fusionswelle wurden mehrere Firmen (u. a. die Frankfurter Versicherungs-AG (1929), Bayerische Versicherungsbank AG (1923)) von der Allianz aufgekauft, die aber teilweise ihren Namen behalten konnten und bis ins 21. Jahrhundert halbautonom am Markt agierten. 1932 startete die Allianz ihr Engagement in der Schadenforschung und eröffnete eine Materialprüfstelle zur Schadenforschung, aus der später das Allianz Zentrum für Technik (AZT) hervorging. Ziel war es, aus den Schadenereignissen gewonnene Erkenntnisse interessierten Unternehmen zur Schaden- und Risikominimierung zur Verfügung zu stellen. Von 1933 bis 1945 versicherte die Allianz auch Unterorganisationen der NSDAP und erschloss im Zuge der Ausbreitung des Deutschen Reiches neue Geschäftsfelder. Unter anderem wurde durch die Übernahme jüdischer Versicherungshäuser der Kundenstamm ausgeweitet. Darüber hinaus wurden Gebäude und Personal in Auschwitz und Dachau von der Allianz versichert. Die Allianz profitierte damit direkt von der Deportation. Henning Schulte-Noelle war der erste Vorstandsvorsitzende, der sich dieser Vergangenheit stellte, als er 1993 den Auftrag für den Aufbau eines firmenhistorischen Archivs gab, das 1996 eröffnet wurde. 1998 begann eine Gruppe von Historikern unter Leitung von Gerald D. Feldman, die Geschichte der Allianz von 1933 bis 1945 zu erforschen und veröffentlichte die Ergebnisse im September 2001. Auf Basis dieser Ergebnisse wurde eine Dauerausstellung sowohl im firmenhistorischen Archiv als auch im Internet eingerichtet. 2008 entstand in den Vereinigten Staaten eine Debatte über die nationalsozialistische Vergangenheit der Allianz - im Zuge der Verhandlungen über die Vergabe der Namensrechte des Meadowlands-Stadions nahe New York, wurde die Allianz in führenden Zeitungen und der Anti-Defamation League heftig kritisiert.

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Nach dem Krieg und der Blockade Berlins 1949 wurden die Zentralen nach München (Allianz Versicherungs-AG) bzw. Stuttgart (Allianz Lebensversicherungs-AG) verlegt. Als einer der ersten Unternehmen in Deutschland führte die Allianz eine Elektronische Datenverarbeitung für Ihren Versichertenbestand ein. Dabei wurde ein Computer von IBM genutzt, der damals noch die Größe einer Maschinenhalle hatte. Die Daten mussten hierbei per Lochkarten von Dutzenden von „Locherinnen“ erfasst werden. 1958 führte der Konzern den bekannten Werbe-Slogan „… hoffentlich Allianz versichert“ ein, im darauf folgenden Jahr wurde das Auslandsgeschäft wieder aufgenommen. 1956 versuchte Merck Finck & Co seinen 40-prozentigen Anteil an der Allianz verdeckt zu erhöhen, gelangte allerdings nicht zum Ziel und veräußerte daraufhin bis 1990 den Anteil an der Versicherung vollständig. Ab diesem Zeitpunkt war die Münchener Rück, mit der neben der 25-prozentigen Überkreuzbeteiligung seit 1921 ein Rahmenvertrag über die Grundsätze der Zusammenarbeit bestand, der bestimmende Aktionär der Allianz.

Ab den 1970er Jahren wurde die Allianz durch Aufkäufe und Gesellschaftsgründungen zu einem immer stärker im Ausland agierenden Unternehmen. Es folgten die Übernahmen traditionsreicher Versicherer in Frankreich (AGF), Italien (RAS) und den USA (Firemans Fund). 1985 wurde die Allianz AG Holding zur besseren Steuerung der Beteiligungen gegründet. Die Allianz AG fungiert auch als Gruppenrückversicherer, was u.a. die Entflechtung mit der Münchener Rück erleichterte. 1990 übernahm die Allianz die Staatliche Versicherung der DDR. Die Expansion in den Ostteil Europas begann mit dem Kauf des größten ungarischen Versicherers Hungaria Bisztosíto. In sieben weiteren Ländern von Mittel- und Osteuropa wurden Tochtergesellschaften errichtet oder gekauft. 1997 übernahm die Allianz 51 % des Aktienkapitals der zweitgrößten französischen Versicherung, Assurances Générales de France (AGF) im Wert von 9,2 Milliarden DM. Die Allianz stieg damit zum weltgrößten Versicherungskonzern auf. 1990 begann die Expansion nach Asien durch die Gründung von Tochtergesellschaften in Japan und Indonesien. Inzwischen ist die Allianz in China durch mehrere Tochtergesellschaften sowie in allen bedeutenden Märkten Asiens durch Neugründungen oder Zukäufe vertreten. In Australien besitzt die Allianz ebenfalls eine große Tochtergesellschaft.

Die Übernahme der Dresdner Bank im Jahre 2001, zusammen mit Naturkatastrophen in Mitteleuropa, dem Anschlag auf das World Trade Center und der Krise in den internationalen Finanzmärkten, bescherten der Allianz im Jahr 2002, zum ersten Mal in der Firmengeschichte, ein negatives Ergebnis. Die Allianz AG machte einen Verlust von ungefähr 1,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig reduzierte die Münchener Rück ihren Anteil an der Allianz auf 20 %.

Im Mai 2002 wurde die Allianz Autowelt GmbH gegründet, eine Gebrauchtwagenbörse mit zirka 1,6 Millionen Fahrzeugen im Bestand. Neben Autokauf und -verkauf werden zusätzliche Dienste wie Fahrzeugbewertung, Fahrberichte und Routenplaner angeboten.

Ende 2002 ging die Vereinte Versicherung zum Teil in der Allianz auf; die Krankenversicherungssparte wurde umbenannt in Allianz Private Krankenversicherungs-AG (APKV). Die restlichen Gesellschaften werden seitdem unter der Vereinte Holding AG weitergeführt.

Nachdem 2003 die Allianz und die Münchener Rück ihren Rahmenvertrag zur Überkreuzbeteiligung offiziell kündigten und ihren gegenseitigen Anteil weiter reduzierten (Ende 2006 hielt die Münchener Rück noch 4,9 % an der Allianz), wurde eine weitgehende Entflechtung der deutschen Versicherungswirtschaft erreicht.

Mitte September 2005 startete die Allianz ihre Direktversicherungsmarke Allianz24, unter der sie ausschließlich PKW-Versicherungen über das Internet anbot. Abgewickelt wird diese Tochtermarke über die Vereinte Spezial Versicherung AG, eine Allianz-Tochtergesellschaft.

Anfang 2006 wurden die drei deutschen Versicherungsgesellschaften der Allianz, die Allianz Versicherung, die Allianz Lebensversicherung und die Allianz Private Krankenversicherung, der als Holding fungierenden und zu diesem Zweck neugegründeten Allianz Deutschland AG (ADAG) unterstellt. Die jeweiligen Vertriebe wurden in der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG (ABV) gebündelt.[5]

Am 13. Oktober 2006 wurde die Fusion mit der italienischen RAS und die gleichzeitige Umwandlung der Allianz AG in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) mit Eintragung des neuen Unternehmensnamens Allianz SE in das Handelsregister München rechtskräftig.[6] Im Mai 2007 übernahm die Allianz die Verkaufsautomaten-Firma Selecta vom britischen Catering-Anbieter Compass Group für einen Preis von rund 1,1 Milliarden Euro.[7]

Am 31. August 2008 gaben die Allianz SE und die Commerzbank bekannt, dass sich die Aufsichtsräte beider Unternehmen auf den Verkauf der Dresdner Bank AG an die Commerzbank für insgesamt 9,8 Milliarden Euro geeinigt haben. Der Verkauf wurde mit dem 12. Januar 2009 abgeschlossen[8]; für weitere Details siehe den Artikel Dresdner Bank.

Durch den Verbleib der Oldenburgische Landesbank (OLB) im Allianz-Konzern wurde in der ADAG das Ressort „Allianz Banking Deutschland“[9] neu geschaffen, das die Grundlage für die Allianz Bank legt.

Mitte September 2009 wurde die Marke Allianz24 durch die neue Direktversicherungsmarke AllSecur ersetzt.

Umbauprogramm „3+Eins“

Im „3+Eins“-Programm, welches 2003 beschlossen wurde, wurden mehrere Initiativen ergriffen, um den Wert der Allianz SE zu steigern. Die einzelnen Ziele dieses Programms sind:

  • 1. Schutz und Stärkung der Kapitalbasis

  • 2. Wesentliche Steigerung der operativen Ertragskraft

  • 3. Verringerung der Komplexität

  • „+Eins“. Nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Unternehmenswerts

Im Rahmen des „3+Eins“-Programms wurden beispielsweise folgende Maßnahmen durchgeführt:

  • Verkleinerung des Vorstands der neu gegründeten Holding von 20 auf zwölf Mitglieder.

  • Vollständige Verschmelzung der Frankfurter Versicherungs-AG und der Bayerische Versicherungsbank AG mit der Allianz Versicherungs-AG.

  • Verkleinerung von sieben Zweigniederlassungen auf vier einheitliche Vertriebs- und Dienstleistungsgebiete in Deutschland.

Soziales Engagement

Im sozialen Bereich begleitet die Allianz Projekte zur Generationengerechtigkeit. So fördert sie seit rund zehn Jahren das mehrfach ausgezeichnete Generationenhaus West in Stuttgart. Über die finanzielle Unterstützung hinaus bietet sie ihren Mitarbeitern an, sich dort selbst sozial zu engagieren. Einen weiteren Schwerpunkt stellen die Kinder- und Jugend-Unterstützungseinrichtungen der Allianz dar. Unter Beteiligung der Allianz engagieren sich hier Mitarbeiter persönlich oder finanziell für Projekte, die ihnen am Herzen liegen. Auf die soziale Initiative speziell ihrer Vertreter setzt die Allianz beim Wettbewerb um den Allianz Generationen Förderpreis. Das Unternehmen will dabei Projekte ihrer Agenturen entdecken und unterstützen, die in vorbildlicher Weise zeigen, wie sich Jung und Alt füreinander engagieren können.

Kritik

Am 22. Juni 2006 kündigte der Allianz Konzern an, bis 2008 mit rund 7.500 Stellen in Deutschland etwa jede sechste Vollzeitstelle zu streichen, davon ca. 2.500 Stellen bei der Dresdner Bank. Die Mitarbeiter sollten die Möglichkeit haben, in andere Unternehmensbereiche zu wechseln, in denen demnächst durch normale Fluktuation etwa 3.000 Stellen frei werden. Es waren Abfindungen von bis zu 250.000 Euro geplant. Die Zahl der Dienstleistungs-Standorte sollte von 21 auf zehn reduziert werden. Unter anderem war geplant, alle Standorte in Nordrhein-Westfalen zu schließen und den Standort Frankfurt auf ein Kompetenzzentrum für Kfz zu begrenzen. In der Öffentlichkeit wurden diese Maßnahmen vielfach mit Verweis auf den Rekordgewinn von 4,4 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2005 als unverhältnismäßig kritisiert. Der Betriebsrat ließ die Stellenstreichungen durch externe Gutachter prüfen. Am 20. November 2006 gab die Konzernleitung nach Verhandlungen mit der Gewerkschaft ver.di bekannt, dass auf betriebsbedingte Kündigungen bis 2009 verzichtet werden solle. [10]

Die Allianz SE gehört zu den großen Parteispendern in Deutschland und hat seit 2000 bereits mehr als 2,7 Millionen Euro an die Bundestagsparteien gespendet[11].

Quelle: Wikipedia.de

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